
Ein Künstler, um als solcher bezeichnet zu werden, muss genial und verrückt zugleich sein.
Der Bildhauer Filippo Bentivegna, der diese beiden Eigenschaften besaß, war auf jeden Fall ein Künstler. Nach seiner Emigration in die USA kehrte er nach Sizilien in seine Heimatstadt Sciacca zurück. Hier, nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernt, ist das “Castello Incantato”, ein großes Grundstück auf dem Land, auf dem Bentivegna zahlreiche Köpfe aus Oliven- und Mandelbäumen oder Steinen schnitzte. Im oberen Teil grub er tiefe Tunnel, wie Labyrinthe, während in der Mitte des Hofes das kleine Haus steht, in dem der Bildhauer lebte, und das durch bizarre Graffiti von Wolkenkratzern und Fischen an den Wänden gekennzeichnet ist. Dieser verzauberte Ort von mysteriöser Stimmung war schon immer ein obligatorisches Ziel für Touristen, die in Sciacca Urlaub machten. Ich verbrachte viele Stunden in der sizilianischen Sonne, um die in die rauen Steine gemeißelten Gesichter zu bewundern.
Beim Spazieren durch die Gartenwege fühlt man sich von diesen verrückten und manchmal beunruhigenden Blicken beobachtet, während man gleichzeitig von einer üppigen Natur umgeben ist. Eine überraschende Mischung aus Leben und Tod, Freude und Angst, eine Architektur, die gleichzeitig die Bedeutung von Leben und Tod verkörpert – zwei Aspekte des menschlichen Lebens, die im unruhigen Geist dieser eklektischen sizilianischen Künstler nebeneinander lebten.